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Vesternesse

Der Kontinent Vesternesse

In Alba verwalten selbstbewusste Adelsherren von ihren verstreut liegenden Festungen aus das Umland. Alle freien Albai gehören einem der Clans an, die nicht selten miteinander in Fehde liegen. Nominell herrscht von Beornanburgh aus ein König über das Land der tiefen Wälder und offenen Heidelandschaften, aber die wahre Macht liegt in den Händen der Lairds, der albischen Clanoberhäupter. Ein Teil der Bevölkerung lebt in Leibeigenschaft und ist in seiner Freizügigkeit eingeschränkt. In einer hügeligen Gegend des albischen Nordens liegt das Halfdal, ein fruchtbarer, vorwiegend von Halblingen bewohnter Gau, der unter dem besonderen Schutz des albischen Königs steht, und der König der Zwerge in den Artross-Bergen gehört zu den mächtigen Fürsten des Reiches. Die Bevölkerung Albas ist aus der Verschmelzung der twyneddischen Dûnatha, die Jahrhunderte als Untertanen des Seemeisterreiches lebten, und der toquinischen Einwander hervorgegangen. (irdisches Vorbild: angelsächsisch-normannisch-schottisch)

 

Die meisten Völker Vesternesses stammen ganz oder teilweise von den twyneddischen Barbaren ab, deren Marsch nach Süden der Anfang vom Ende des Valianischen Imperiums war. Im Norden des Kontinents hat sich ihre Kultur in der ursprünglichen Form erhalten. In Clanngadarn leben vier der fünf verbliebenen Stämme von Twynedd: die Llanadwyn, Manandwyn, Prydwyn und Wendwyn, die dem Hochkönig zu Darncaer mehr oder weniger unwillig Gefolgschaft leisten. Die Twyneddin sind in Sippen untergliedert und neigen zur Uneinigkeit, was regelmäßig Anlass zu Fehden untereinander gibt und sie widerspenstig gegen jede Obrigkeit macht. Neben dem vom Hochkönig verordneten und von den Druiden unterstützten Staatskult um den Lichtbringer Plenydd und seine göttlichen Kinder und Geschwister halten sich daher im Untergrund zahlreiche Kulte, die an Stammestraditionen anknüpfen, wie der alte Glaube an die Erdmutter Henwen. Einige Kulte verehren auch insgeheim die Mächte der Dunkelheit. (irdisches Vorbild: walisisches Mittelalter - im Osten keltische Barbaren)

 

Das fruchtbare Chryseia war in der Spätzeit des Seemeisterreiches das Kernland des Imperiums, das besonders unter den Verheerungen des Kriegs der Magier zu leiden hatte. Nach der Zerstörung der Hauptstadt Thalassa, in deren Ruinen heute unter dem Schutz des geheimnisumwitterten Bettlerkönigs nur noch Ausgestoßene, Bettler, Verbannte und andere Einzelgänger leben, entwickelten sich im Lande unabhängige Stadtstaaten, die zum Teil von Fürsten, zum Teil von einer Volksversammlung regiert werden. Der Wohlstand Chryseias gründet sich auf dem Fleiß der seiner Bauern und Handwerker und auf der Geschäftstüchtigkeit seiner Händler, die man noch im letzten Winkel Midgards antreffen kann. (irdisches Vorbild: byzantinisch)

 

"Volk der Schlange" nennt sich das Hauptvolk von Erainn, das durch Verschmelzen des Elfenvolkes der Coraniaid, des alten menschlichen Volkes von Eradoreth im Westen und des twyneddischen Stammes der Derwendwyn im Osten entstand. Erainn ist in zahllose unabhängige Fürstentümer unterschiedlicher Größe und Macht gegliedert, die untereinander und mit den Nachbarvölkern in ständigem Streit liegen. Mit Ausnahme des Gebiets um die heilige Stätte Teámhair an der Quelle des Runan beruht die Gesellschaft in all diesen Reichen auf einem frühfeudalen Gefolgschaftssystem, an dessen Spitze die mächtigen Edlen und die Töchter der Schlange, zaubermächtige Heilerinnen, stehen. Im südlichen Hochland haben sich Flüchtlinge aus Nahuatlan rund um die Stadt Quihpuc angesiedelt, die kaum Kontakt zu den Erainnern haben. (irdisches Vorbild: irisch-mythologisch)

 

Das fast das ganze Jahr über schneebedeckte Fuardain wird vom fünften und wildesten Stamm von Twynedd, den Fuardwyn, bewohnt, die in der rauen Umgebung ihr Leben als Fischer, Jäger und Rentierzüchter fristen. Ihr Stammeskönig erkennt derzeit den Herrschaftsanspruch des Hochkönigs in Darncaer nicht an, sondern regiert sein Volk nach eigenem Gutdünken. Die Fuardwyn und zahlreiche Sippen in den Bergen und im Osten Clanngadarns pflegen sehr zum Ärger ihrer Nachbarn die Bräuche ihrer barbarischen Vorfahren, zu denen neben dem Viehraub auch die Jagd nach den Schädeln erschlagener Feinde gehört. (irdisches Vorbild: keltische Nordlandbarbaren)

 

Vor etwa 150 Jahren drangen Kriegshäuptlinge aus Clanngadarn in den Norden Erainns ein, unterwarfen die ansässige Bevölkerung und gründeten die beiden unabhängigen Reiche Ywerddon im Nordwesten und Bryddonor im nördlichen Hochland. Nach jahrzehntelangem, von den erainnischen Fürstentümern unterstütztem Freiheitskampf konnte die einheimische Bevölkerung im ehemaligen Bryddonor das Joch der Fremdherrschaft abwerfen. Ywerddon wird noch immer von einer twyneddinischen Oberschicht regiert, die sich in unablässigen Kämpfen mit den erainnischen Rebellen langsam aufreibt. (irdisches Vorbild: s. Clanngadarn und Erainn)


Das Valianische Imperium

Vor einigen Jahrhunderten wurde die Geschichte des größten Teils von Midgard durch ein einziges Reich bestimmt, durch das Valianische Imperium. Von ihren Heimatinseln aus begannen die Valianer ihren Siegeszug, bis alle zivilisierten Küsten des Meeres der Fünf Winde sich ihrer Herrschaft beugten. Von Chryseia, dem heutigen Alba und den Küstenstaaten im Westen bis zur aranischen Küste im Osten reichte das Imperium, und Sklaven aller Völker wurden in die Hauptstadt Candranor verschleppt, um sie zu einer prächtigen und unermesslich reichen Stadt zu machen. Die Valianer schienen unangreifbar, denn auf dem Meer konnte ihnen niemand widerstehen. Ihre Flotten waren zahlreich, und an der Spitze des Reiches standen die Seemeister, eine Gruppe mächtiger Beschwörer, die über die Elemente Wasser und Luft in einer Weise gebieten konnten, von der Zauberer heute nur noch träumen.

Der erste Schatten fiel auf das Meeresreich, als Candranor bei einem Sklavenaufstand in Feuer und Flammen aufging. Die Seemeister verließen ihre Heimat und zogen in den Handelshafen Thalassa im Süden Chryseias, den sie selbst gegründet und zur Blüte geführt hatten. Dort schlossen sie sich noch mehr als vorher vom Rest der Menschheit ab. Chryseia entwickelte sich zum neuen Kernland des Imperiums, während auf den Inseln von Valian die Bevölkerung auflebte und mit dem Aufbau der alten Hauptstadt begann. Drei Generationen später war Candranor wieder eine Weltstadt, ein Zentrum der Wissenschaft, des Handels und der Künste, frei vom bedrückenden Einfluss der Seemeister. Das Reich war auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt, als die Flotten von Valian im Westen die Schwimmenden Inseln der Huatlani versenkten und die Heere des Imperiums im Osten die aranischen Panzerreiter schlugen. Rund dreihundert Jahre später verheerte von 1560-1600 nL der Krieg der Magier das Imperium und die angrenzenden Länder und endete mit dem Untergang der Seemeister. Die meisten Länder gewannen in den anschließenden Wirren ihre Unabhängigkeit.

 

Heute besteht der klägliche Rest des Imperiums nur aus den Inseln von Valian und den südlich gelegenen, nur spärlich besiedelten Inseln des Pfortenarchipels, obwohl der Seekönig von alter Macht und Größe träumt. Die alte und neue Hauptstadt Candranor hat sich zum kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des Meeres der Fünf Winde entwickelt, das vom Fleiß seiner Handwerker, dem Geschick seiner Händler und dem Wissen seiner Gelehrten und nicht mehr von den Tributen unterworfener Länder lebt. Die valianischen Galeeren sind auch heute noch zahlreich genug, um waelischen und scharidischen Seeräubern den Geschmack an der Plünderung der Inseln zu verderben. (irdisches Vorbild: karthagisch)